Wichtiger Streckenabschnitt der A 4 wird in Angriff genommen

Der Streckenabschnitt der BAB A 4 im Freistaat Thüringen zwischen dem Hermsdorfer Kreuz und der Landesgrenze Thüringen/Sachsen (38,8 km) wird von vier auf sechs Fahrstreifen (plus Standstreifen) erweitert. Diese Ausbaumaßnahme ist Bestandteil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit (VDE) Nr. 15 und liegt in der Zuständigkeit der DEGES, Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und –bau GmbH.

Der Ausbau des 8,35 km langen Teilstücks zwischen den Anschlußstellen Rüdersdorf und Gera-Nord, der jetzt in Angriff genommen wird, ist für den Großraum Gera von besonderer Bedeutung. Verkehrsbelastungen von durchschnittlich ca. 42.000 Kfz/24 h (Analyse von 1993) ist die 60 Jahre alte Autobahn mit nur vier Fahrstreifen, fehlenden Standstreifen und extremen Steigungen nicht gewachsen. Die Folgen:

Mit dem Ausbau zu einer leistungsfähigen Fernstraße, wird die BAB A 4 den künftigen Anforderungen gerecht (Prognosen für 2010 gehen im vorliegenden Abschnitt von Belastungen bis zu 65.000 Kfz/24 h aus). Neben dem Durchgangsverkehr wird die Autobahn auch einen Großteil des regionalen Ziel- und Quellverkehrs auf sich ziehen und das nachgeordnete Straßennetz entsprechend entlasten.

Den Autoahrern bietet die ausgebaute BAB A 4 mehr Komfort, mehr Sicherheit und damit weniger Unfälle. Für die Anwohner an den Ortsdurchfahrten und im Innenstadtbereich von Gera bedeutet das weniger Lärm, weniger Schadstoffe, mehr Lebensqualität. Die regionale Wirtschaft schließlich wird von der besseren Erreichbarkeit profitieren und so ihre Marktchancen erhöhen.

Anschlußstelle Rüdersdorf

Die Anschlußstelle wird als "halbes Kleeblatt" ausgebaut. Durch eine Kreisstraße erfolgt nach Süden die Anbindung an die Landesstraße L 1070 über Pörsdorf/Töppeln. Nördlich der A 4 ist über Rüdersdorf der Anschluß in Richtung Kraftsdorf (L 1070) bzw. Stübnitz/Hartmannsdorf/Bad Köstritz (L 2323) gegeben.

Thieschitzer Talbrücke (255 m)

Das Bauwerk überführt die Landesstraße L 2323, einen Weg und den Erlbach. Zunächst werden Pfeiler und Überbau für die südliche neue Brückenhälfte erstellt, während der Verkehr auf dem vorhandenen Bauwerk geführt wird. Nach Umleitung des Verkehrs auf die neue Süd-Brücke wird die alte Brücke abgebrochen; die nördliche Brückenhälfte wird dann neu gebaut. Die Überbauten werden als Spannbeton-Hohlkästen hergestellt. Nach Fertigstellung (Bauzeit: ca. 24 Monate) hat das neue Bauwerk eine Gesamtbreite von 36,0 m.

Talbrücke über die Weiße Elster (154 m)

Das neue Bauwerk wird als längs vorgespannte Dreifeldbrücke hergestellt. Überbauten (dreistegiger Plattenbalken) und Unterbauten werden in Ortbeton ausgeführt. Die einzelnen Bauphasen sind entsprechend denen bei der Thieschitzer Talbrücke, so daß auch eine vierstreifige Verkehrsführung durchgängig gewährt ist. Gesamtbreite der neuen Brücke: 36,0 m; Bauzeit: ca. 24 Monate.

Anschlußstelle Gera

An der Anschlußstelle, die ebenfalls als "halbes Kleeblatt" ausgebaut wird, schließend die in diesem Bereich zusammengelegten Bundesstraßen B 2 (Gera – Zeitz) und B 7 (Gera – Eisenberg) an die Autobahn an. Der notwendige Ausbau dieses wichtigsten Zubringers nach Gera im Anschlußstellenbereich wird in Zuständigkeit der Stadt Gera realisiert.

Die ökologischen Aspekte stehen im Vordergrund

Die Verbreitung der vorhandenen alten Autobahn von vier auf sechs Fahrstreifen plus Standstreifen geschieht nach der Methode der vollen einseitigen Verbreiterung. Das bedeutet, daß zunächst neben der bestehenden Trasse eine Richtungsfahrbahn neu gebaut wird. Nach Fertigstellung wird der Verkehr dorthin umgeleitet, die alte Fahrbahn abgebrochen und die zweite Richtungsfahrbahn neu gebaut. Mit dieser Vorgehensweise wird eine vierstreifige Verkehrsführung während der gesamten Bauzeit gewährleistet.
Die Wahl der Verbreiterungsseite wird in erster Linie bestimmt von den Ergebnissen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU), der Lage bebauter Bereiche sowie von technischen, wirtschaftlichen und verkehrlichen Gesichtspunkten. Im vorliegenden Streckenabschnitt ist deshalb ein Verbreiterungswechsel erforderlich.

Kompromiß am Thieschitzer Berg

Mit einer Längsneigung von 6 % entspricht die Autobahn hier nicht mehr den heutigen Anforderungen. Um ein maximales Gefälle von 4,5 % zu erreichen, wie es die geltenden Richtlinien vorsehen, wäre jedoch ein wesentliches Anheben der Gradiente im Elstertal bzw. eine wesentliche Absenkung der Gradiente im Bereich der Bergkuppe erforderlich gewesen. Beide Maßnahmen würden jedoch zu einer höheren Flächeninanspruchnahme, zu erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft und schließlich zu höheren Baukosten führen. Andererseits sollen Längsneigungen aus Gründen der Verkehrssicherheit, der Betriebskosteneinsparung, der Emissionsminderung und der Qualität des Verkehrsablaufs möglichst niedrig gehalten werden. Die Kompromißlösung sieht vor, die Gradiente im Bereich der Kuppe des Thieschitzer Berges um ca. 6 m abzusenken und am Bergfuß um ca. 2 m anzuheben. Dies ergibt schließlich eine Längsneigung von 5,25 %.

Landschaftspflegerischer Begleitplan

Für unvermeidbare Eingriffe, die durch Bau, Anlage und Betrieb der Autobahn entstehen, werden umfassende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchgeführt. Art und Lage der Maßnahmen richten sich nach den Funktionsverlusten, die durch den Eingriff bedingt sind, und nach dem Entwicklungsbedarf des umgebenden Raumes. In enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden und nach den geltenden Naturschutzgesetzen werden die Gestaltungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) festgelegt.

Aktiver und passiver Lärmschutz

Wie es das Bundes-Immissionsschutzgesetz vorschreibt, wurden in trassennahen Siedlungsgebieten schalltechnische Untersuchungen durchgeführt. Als Ergebnis dieser Untersuchungen sind folgende Maßnahmen zum aktiven Lärmschutz vorgesehen:

Passive Lärmschutzmaßnahmen sind für das Einzelanwesen Rüdersdorfer Mühle sowie für bestimmte Gebäude in Pörsdorf, Mühlsdorf, Thieschitz und Lerchenberg vorgesehen.

Daten und Fakten zur Verkehrseinheit 5512

Länge:

8,35 km

Querschnitt:

RQ 35,5

Anschlußstellen:

- Rüdersdorf (Kreisstraße)
– Gera (B2/B7)

Bauwerke:

8 Autobahnbrücken, darunter die
– Thieschitzer Talbrücke, 255 m (BW 156)
– Talbrücke über die weiße Elster, 154 m (BW 155)
2 Überführungsbauwerke

Flächenbedarf:

ca. 23 ha Streckenbau
ca. 90 ha Gestaltungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Bodenbeweg.:

1,14 Mio. m³

Bauzeit:

ca. 30 Monate

Gesamtkosten:

155 Mio. DM

Entwurfsplanung:

Hensel Ingenieur GmbH

Ausführung:

Strecke: N.N.
Brücke: Arge Bögl/Walter, Niederl. Gera/Erfurt

Bauüberwachung:

Ing.-Büro Bechert u. Partner, Hof/Dresden