Bedeutender Knotenpunkt zweier Fernstraßen im Raum Prenzlau

Die A 20 ist eine unverzichtbare Ergänzung im deutschen/europäischen Fernstraßennetz und trägt im hohen Maße dazu bei, die Verkehrsinfrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zu verbessern. Mit vereinten Kräften haben der Bund, die Länder und die DEGES in den zurückliegenden Jahren Planung und Bau der A 20 Lübeck - Stettin (über die A 11) vorangetrieben, um möglichst frühzeitig verkehrswirksame Abschnitte dieser für den Nordosten Deutschlands so wichtigen Autobahn fertigzustellen.

Ein erstes wichtiges Etappenziel wurde mit der Verkehrsfreigabe des 26,4 km langen Teilstücks zwischen der Anschlußstelle Grevesmühlen und dem Autobahnkreuz Wismar im Dezember 1997 erreicht. Westlich und östlich dieses ersten fertiggestellten Abschnitts der A 20 gehen die Planungs- und Bauarbeiten zügig voran, so daß bis zum Jahr 2000 die gesamte Strecke ab der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein bis zum Autobahnkreuz Rostock A 20/A 19 durchgängig befahrbar sein wird. Gebaut wird auch an der Peene-Querung bei Jarmen in Ostvorpommern.
Nunmehr erfolgt der Baubeginn für die A 20 auch in Brandenburg, und zwar am Autobahnkreuz Uckermark. Mit dem AK entsteht im Raum Prenzlau/Schwedt ein bedeutender Knotenpunkt, an dem die Neubaustrecke der A 20 mit der A 11 Berlin-Stettin und mit der künftigen Bundesstraße B 166 n nach Schwedt verknüpft wird. Der Zeitplan für die Baumaßnahmen am südlichen Ende der A 20 sieht folgende Schritte vor:

Planungsübersicht zur Verkehrseinheit 1813
 
Okt. 1994 - Mai 1995 Raumordnungsverfahren für die A 20 für den Streckenabschnitt Strasburg - AK Uckermark
Sept. 1995 Linienbestimmung für diesen Streckenabschnitt durch den Bundesminister für Verkehr
Mai 1997 Einleitung des Planfeststellungsverfahrens (PFV)
Dez. 1997 Einleitung der PFV in den angrenzenden Verkehrseinheiten Strasburg (L 282) bis Pasewalk (B 109) und Pasewalk (B 109) bis Prenzlau/Nord (L 26)
April 1998 Planfeststellungsbeschluß
Juni 1998 Baubeginn am AK Uckermark
Sommer 1998 Baubeginn an vorgezogenen Bauwerken
Ende 1998 Baubeginn Strecke

Das Autobahnkreuz: Bau in mehreren Phasen

Das AK Uckermark wird als Kleeblatt mit parallelen, baulich von der durchgehenden Fahrbahn getrennten Verteilerfahrbahnen an der A 11 und Verflechtungsstreifen an der A 20 ausgebildet. Die neue A 20 wird über die vorhandene A 11 geführt und setzt sich künftig südlich des AK als neue Bundesstraße B 166n bis Schwedt fort. Planung und Realisierung der B 166n liegt in der Zuständigkeit des Landes Brandenburg.
Damit der Verkehr auf der A 11 durchgängig aufrechterhalten werden kann, erfolgt der Bau des Autobahnkreuzes in sorgfältig aufeinander abgestimmten Bauphasen:
1. Herstellung der Überfahrten, Entwässerung sowie Gründung und nach Möglichkeit Erstellung der Pfeiler im Mittelstreifen. 1+1-Verkehrsführung.
2. Sperrung und Sanierung der A 11, Richtungsfahrbahn Stettin, Herstellung des BW 26. Verkehrsführung auf einem (eingeengten) Fahrstreifen je Richtung auf der Richtungsfahrbahn Berlin.
3. Sperrung und Sanierung der A 11, Richtungsfahrbahn Berlin, Verkehrsführung auf einem (eingeengten) Fahrstreifen je Richtung auf der Richtungsfahrbahn Stettin.

Die Herstellung der Verteilerfahrbahnen, der Bauwerke 25 und 28 sowie der Rampen und des Teilabschnitts der A 20 erfolgt parallel zu den Bauphasen 2 und 3.

Verkehrseinheit 1813: 13 km bis Prenzlau/Nord

Die Weiterführung der A 20 vom Autobahnkreuz aus erfolgt in nördliche Richtung, vorbei an Falkenwalde bis zur zwischen den Ortslagen Drense und Damme gelegenen Anschlußstelle Prenzlau/Ost. Hier bindet die Landesstraße L 25 an die A 20 an. Im Zuge des Bau der Anschlußstelle wird der Bahnübergang der stillgelegten Eisenbahnlinie Prenzlau-Damme beseitigt und die Linienführung der L 25 verbessert. In einem Bogen führt die Trasse östlich an Mönchehof vorbei, umfährt Ludwigsburg im Westen und verknüpft sich dann nordwestlich von Ludwigsburg an der Anschlußstelle Prenzlau/Nord mit der Landesstraße L 26. Bei den vorgezogenen Bauwerken in dieser Verkehrseinheit, die noch im Herbst in Angriff genommen werden, handelt es sich um
- die Überführung der L 26 im Bereich der Anschlußstelle Prenzlau/Nord (BW 01),
- die Überführung der Gemeindestraße Cremzow - Baumgarten (BW 02),
- die Unterführung eines Grabens mit Wildwechsel (BW 03),
- die Überführung der Gemeindestraße Grenz - Mönchehof (BW 04),
- die Ünterführung des Wirtschaftsweges Ziemkendorf - Mönchehof (BW 05),
- die Überführung der L 252 bei Falkenwalde (BW 21),
- die Überführung des Wirtschaftsweges Neukleinow - Weselitz/Hohengüstow (BW 24).
Darüber hinaus entstehen zur Aufrechterhaltung des Wegenetzes in diesem Streckenabschnitt noch sechs weitere Über- bzw. Unterführungsbauwerke sowie acht Amphibiendurchlässe als Verbindungswege zwischen den Lebensräumen für Kleintiere.

Verkehrliche Notwendigkeit der neuen Autobahn

Derzeit müssen Bundes- und Landesstraßen nicht nur den regionalen Ziel- und Querverkehr und den landwirtschaftlichen Verkehr, sondern auch den gesamten Durchgangsverkehr aufnehmen. Dies führt insbesondere auf den überregionalen Verbindungsstraßen wie den Bundesstraßen B 104, B 109 und B 198 zu sehr hohen Verkehrsbelastungen von 8000 bis 12000 Kfz/24 h mit einem Lkw-Anteil von ca. 17 %. Innerhalb der Ortslagen sind die durchschnittlichen täglichen Verkehrsmengen (DTV) noch höher. Für Anwohner und Verkehrsteilnehmer bedeutet dies Streß durch Staus, außerordentliche Lärm- und Schadstoffbelastungen und ein hohes Unfallrisiko.
Die Leistungsfähigkeit dieser Straßen ist also bereits heute überschritten, insbesondere wenn bei starkem Wochenend- und Ferienreiseverkehr die Zahlen teilweise um bis zu 100 % über den Werten des werktäglichen Verkehrs liegen.
Bis zum Jahr 2010 würde den Prognosen zufolge auf den Bundes- und Landesstraßen ohne den Bau der A 20 eine nicht mehr zumutbare Belastungskonzentration erreicht werden. Die A 20 hingegen wird einen Großteil dieser Verkehrsmengen auf sich ziehen und damit das nachgeordnete Straßennetz und die Ortsdurchfahrten deutlich entlasten.

Prognoseverkehrsbelastung im Jahr 2010
 
von Anschlußstelle nach Anschlußstelle durchschn. tägl. Verkehr (werktags) durchschn. tägl. Güterverk. (werktags) Güterverk.-Anteil
AS Prenzlau/Nord (L 26) AS Prenzlau/Ost (L 25) 19200 [Kfz/24 h] 3300 [Lkw/24 h] 17 %
AS Prenzlau/Ost (L 25) AK Uckermark 19200 3300 17 %

Archäologen auf den Spuren unserer Vorfahren

Gewissermaßen als Vorhut der Straßenbauer sind seit einigen Monaten die Archäologen vom Brandenburgischen Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte in Potsdam im Umfeld des künftigen Autobahnkreuzes aktiv. In einem Grabungsfeld (ca. 9000 m²) sind die Arbeiten inzwischen abgeschlossen. Die hier zutage gebrachten Funde lassen darauf schließen, daß dieses Gebiet über mehrere frühe Zeitperioden (Steinzeit, Bronzezeit, germanische Zeit) besiedelt war. Unter anderem fand man hier auch ein sog. Hockgrab, in dem vier Personen gemeinsam bestattet wurden. Das Grab ist als Ganzes geborgen worden und wird nun zur genauen zeitlichen Bestimmung detailliert untersucht.
Ein zweites Grabungsfeld wurde unweit des Kleinower Sees in Angriff genommen. Den Voruntersuchungen zufolge sind hier auf einer Fläche von rund 2 ha ebenfalls Fundstellen aus unterschiedlichen frühen Kulturen und Epochen zu erwarten. Der Autobahnbau fördert somit indirekt die Erkenntnisse der Forscher, andererseits arbeiten die Archäologen unter einem gewissen Zeitdruck, denn die Termine für den Beginn des Streckenbaus sind nicht mehr fern.

Daten und Fakten zum AK Uckermark und zur VKE 1813

Autobahnkreuz Uckermark
 
Länge: 0,9 km (A 20)
1,5 km (A 11)
Querschnitt: RQ 26 mod. (A 20)
RQ 29,5 (A 11)
Einzelne Maßnahmen: A 20
- Autobahnbrücke über A 11
- Regenrückhaltebecken
A 11
- Wirtschaftswegebrücke über die A 11
- Verteilerfahrbahnen
Erdmassenbewegung: 0,5 Mio. m³
Asphaltdecke: 44.000 m²
Bauzeit: 17 Monate
Baukosten: ca. 20 Mio. DM
Entwurf: Planungsgemeinschaft Durth Roos Consulting GmbH, Darmstadt / Froelich & Sporbeck, Caputh / GTU, Berlin / VAC, Berlin
Ausschreibung: Battenberg & Koch, Krauthausen
Ausführung: H. Kirchner GmbH & Co. KG, Mittenwalde,
BIT GmbH, Neubrandenburg
Bauüberwachung/Bauoberleitung: Ingenieurgemeinschaft Kirchner & Wolf Consult GmbH, Magdeburg / Köhler + Seitz, Nürnberg / Daber GmbH, Mahlow

Streckenabschnitt Prenzlau/Nord - AK Uckermark
 
Länge: 12,9 km
Querschnitt: RQ 26 mod.
Anschlußstellen: - Prenzlau/Nord (L 26)
- Prenzlau/Ost (L 25)
Erdmassenbewegung: 2,17 Mio m³
Asphaltdecke: 275.000 m²
Bauzeit: 32 Monate
Bauüberwachung/Bauoberleitung: Ingenieurgemeinschaft Kirchner & Wolf Consult GmbH, Magdeburg / Köhler + Seitz, Nürnberg / Daber GmbH, Mahlow

Vom Neubau der A 20 profitiert die gesamte Region

Der Neubau der A 20 ist eines von sieben Fernstraßenprojekten im Ramen der 1992 von der Bundesregierung aufgelegten Verkehrsprojekte Deutsche Einheit - Straße (VDE Nr. 10).
Von den insgesamt 324 km der Fernstraße führen 266 km durch Mecklenburg-Vorpommern, 40,5 km durch Brandenburg, der Rest durch Schleswig-Holstein. Die A 20 erschließt die Hauptentwicklungsachsen von Mecklenburg-Vorpommern in Ost-West-Richtung im Küstenbereich und gleichzeitig in Nord-Süd-Richtung Vorpommern und die Uckermark. Im Hinblick auf die Erschließungs- und Anbindungsfunktion in diesen strukturschwachen und dünnbesiedelten Regionen ist die A 20 unverzichtbarer Bestandteil einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur.
Die verkehrliche Erschließung Mecklenburg-Vorpommerns und der Uckermark gleicht vorhandene Standortnachteile für die regionale Wirtschaft aus und schafft Anreize für potentielle Investoren. Über die A 20 wird die Uckermark unmittelbar an die Ballungszentren Lübeck, Hamburg, Berlin und Stettin und an das transeuropäische Verkehrsnetz angeschlossen. Damit werden die Entwicklungschancen der Mittelzentren Prenzlau, Schwedt und Templin sowie der gesamten Region nachhaltig verbessert. Nicht zuletzt die Fremdenverkehrswirtschaft wird von der besseren Erreichbarkeit deutlich profitieren.