Autobahn ohne Airport
Die A 113 sollte gemeinsam mit dem neuen Flughafen Schönefeld eröffnet werden / 2007 ist die Straße fertig, aber der Rest?
Peter Neumann

Normalerweise ist das Flugzeug schneller als das Auto. Im Südosten Berlins ist es andersherum. Denn wenn der Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) in Schönefeld öffnet, wird die Autobahn dorthin schon seit Jahren in Betrieb sein. BBI soll im günstigsten Fall Ende 2010 fertig sein - allerdings rechnen Skeptiker wegen vieler Klagen mit Verzögerungen. Die A 113 von Neukölln nach Schönefeld ist dagegen voraussichtlich bereits Ende 2007 auf ganzer Länge befahrbar - trotz zwei aufwändiger Tunnelbauten. Der Abschnitt zwischen Treptow und Adlershof soll sogar schon im Herbst 2005 für den Verkehr freigegeben werden, kündigte Roland Wittig von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gestern an. Dieses Teilstück führt von der Späthstraße zur Wegedornstraße.

Der Plan, den Flughafen Schönefeld zu erweitern, war einst der Anlass für das Autobahnprojekt. Doch der Bau der sechsspurigen Straße sei auch dann gerechtfertigt, wenn BBI weiter auf sich warten lässt, hieß es im Senat. "Die A 113 soll die Buschkrugallee entlasten", so Projektleiter Wittig. Auf der Schnellerstraße und dem Adlergestell werde es ebenfalls leerer. Dieser Straßenzug soll dann auf ein stadtverträgliches Maß zurückgestutzt werden, verspricht der Senat im Stadtentwicklungsplan Verkehr. Dies geschah auch, um den Bedenken gegen die Autobahn etwas entgegen zu setzen.

Allerdings sind die Kritiker bei ihrer Skepsis geblieben. Die Bürgerinitiative Stadtring-Süd und die Interessengemeinschaft Teltowkanal lehnen die A 113 ab, weil sie dem Durchgangsverkehr eine Bresche schlägt - eine Einladung, sich den Umweg über den Ring zu sparen und stattdessen Berlin zu durchqueren. Anlieger kritisieren, dass die Straße auf dem alten Grenzstreifen am Teltowkanal ein Grüngebiet zerstört hat. Sie bemängeln auch, dass die bis zu 9,50 Meter hohe Lärmschutzwand auf der Ostseite an die Mauer erinnere, die an derselben Stelle stand.

"Diese Autobahn ist zu rund 90 Prozent durch solche Wände eingefasst", sagte Bauingenieur Wittig. Doch anders als sonst wurden derlei Anlagen in diesem Fall sorgfältig gestaltet - vom Hamburger Professor Hans-Günther Burkhardt, der für die A 113 ein Architekturkonzept entwickelte.

Hauptstadt der Autotunnel

So wurden Mauern und Wände zum Teil mit gelben Lochklinkern verblendet, wie sie im 19. Jahrhundert in Bahnhöfen oder Fabriken verbaut wurden - eine Erinnerung an die Gründerzeit der modernen Technik. Bei Johannisthal hielt Burkhardt Lärmschutzwände aus unbehandeltem Lärchenkernholz, das als fest und beständig gilt, für passend. Die filigranen Masten für die Wegweiser und Verkehrszeichenbrücken sehen nicht von ungefähr so aus, als sei ihnen jemand in die Seite gefahren: Der Knick im Stahlrohr ist gewollt, weil er sich der Schräge der Lärmschutzwände anpasst.

Die Teilstücke, die nun im Bau sind, weisen weitere Besonderheiten auf. Dort werden die Autos meist nicht auf Asphalt, sondern auf hellem Beton fahren. Auf der Überführung der Stubenrauchstraße ließ man Platz für die Straßenbahn, die irgendwann einmal von Johannisthal zum Zwickauer Damm führen soll. Zwischen der A 113 und dem Teltowkanal entsteht ein Uferpfad für den nichtmotorisierten Verkehr. Welche Autobahn hat schon einen Radweg?

Südlich davon wurde im Sommer damit begonnen, zwei Tunnel mit je zwei Röhren zu bauen: einer unter der Rudower Höhe (900 Meter), einer in Altglienicke (300 Meter). Wittig: "Das geschieht, damit der Landschaftspark Rudow nicht zerschnitten wird." Wenn sie fertig sind, wird Berlin 13 Autotunnel haben - und wohl Tunnelhauptstadt von Deutschland sein.

Berliner Zeitung, 24.11.04